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111 Jahre – der BSVH feiert Geburtstag

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Am Samstag, den 4. Januar 2020, begeht der Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg e.V. (BSVH) seinen 111. Geburtstag. Der Verein unterstützt Betroffene und deren Angehörige bei der Bewältigung eines Sehverlusts. Seine Hilfeleistungen hat er dabei in den 111 Jahren seines Bestehens immer wieder an die veränderten Bedürfnisse seiner Zielgruppe angepasst. Derzeit stellt die alternde Gesellschaft den BSVH vor eine solche Aufgabe. Immer mehr Menschen leiden an einer altersbedingten Augenerkrankung, wie Glaukom oder Makuladegeneration, die zu einem Sehverlust führen könnte. Auch diese Menschen können die Hilfeleistungen des Vereins jetzt in Anspruch nehmen.
Der BSVH wurde am 4. Januar 1909 als „Verein der Blinden von Hamburg und Umgegend“ gegründet. Er hilft seit jeher Menschen bei einem Sehverlust mit fachlicher Kompetenz, dem Austausch unter Gleichbetroffenen und einem großem Beratungs- und Dienstleistungsangebot. Der Verein vertritt außerdem als Selbsthilfeorganisation die Interessen der Betroffenen in Hamburg. „Wir vertreten dabei längst nicht mehr nur die Interessen einer kleinen Randgruppe“, erklärt Angelika Antefuhr, 1. Vorsitzende des BSVH, „sondern die eines kontinuierlich ansteigenden Teils der Gesamtbevölkerung“.
Die Anzahl der Menschen, deren Augenerkrankung zu einer Sehbehinderung oder Erblindung führen kann, steigt aufgrund der demografischen Entwicklung. In Deutschland beträgt derzeit z.B. der Anteil der Menschen mit einer Altersabhängigen Makula-Degeneration im Frühstadium 8,38 Prozent der Gesamtbevölkerung, also ca. 6.938.000 Betroffene (Quelle: Woche des Sehens). „Diese Augenpatienten erleiden zwar einen Sehverlust, der sie noch nicht gesetzlich als blind oder sehbehindert einstuft. Sie brauchen jedoch dringend Beratungs- und Unterstützungsleistungen, um ihre Krankheit besser bewältigen zu können“, erklärt Angelika Antefuhr. „Der BSVH beschloss deshalb im vergangenen Jahr, dass sie Mitglied im Verein werden können.“
111 Jahre Selbsthilfe in Hamburg – die Geschichte des BSVH
Sich an die jeweiligen Bedürfnisse der Menschen mit Sehverlust im jeweiligen gesellschaftlichen Kontext anzupassen, gehört seit der Gründung des Vereins zu seinem Selbstverständnis.
Im 19. Jahrhundert gab es zwar Institutionen, die sich um blinde Menschen kümmerten, sie aber gleichzeitig entmündigten, da sie sehr vom Fürsorge-Gedanken geprägt waren. Es entstand der Wunsch, die eigenen Belange selbst zu vertreten und für echte Gleichberechtigung einzutreten. Dieser Gedanke war der Gründungsgedanke des Vereins.
Die beiden Weltkriege stellten die Selbsthilfe vor große Herausforderungen. Zahlreiche Soldaten kehrten erblindet heim. Diese Kriegsblinden mussten versorgt werden und so startete der Verein große Spendensammlungen. Nach dem 2. Weltkrieg kümmerte er sich auch um Lebensmittel und Kleidung für seine Mitglieder.
In den 60er Jahren beschloss der Verein bezahlbaren Wohnraum für blinde und sehbehinderte Menschen zu schaffen. Zu dieser Zeit war eine Heimunterbringung noch weitgehend üblich. Also wurden 44 Wohnungen am Binsenort in Lurup gebaut. Damit setzte der Verein den Grundstein für unabhängiges und eigenständiges Wohnen blinder und sehbehinderter Menschen in Hamburg.
Aufgrund des medizinischen Fortschritts gab es in den 90er Jahren weniger geburtsblinde Menschen. Aber durch den beginnenden demografischen Wandel zunehmend Menschen, die durch eine altersbedingte Augenerkrankung einen Sehverlust erlitten. Der Blindenverein verstand, dass diese ebenfalls Hilfe benötigten und öffnete sich für sehbehinderte Menschen. Seit 1996 heißt der Verein deshalb Blinden- und Sehbehindertenverein.
Auch in den letzten Jahren wurden die Angebote des BSVH immer wieder an die veränderten Bedürfnisse der Menschen angepasst. Seit einiger Zeit bietet Ihnen der Verein eine psychologische Beratung an. Er kümmert sich inzwischen auch um Angehörige. Seit einer Satzungsänderung 2018 können auch Menschen beim BSVH Rat und Hilfe finden, die aufgrund einer Augenerkrankung einen Sehverlust erleiden könnten.
Ansprechpartner
Melanie Wölwer
Pressesprecherin
