Protest gegen Schließung von ZeDiSplus – Wissenschaftler*innen und LAG fordern Kurswechsel und rufen zur Unterzeichnung einer Petition auf
Die geplante Schließung des Zentrums für Disability Studies und Teilhabeforschung (ZeDiSplus) Ende 2025 sorgt für massiven Protest. Mitarbeitende des Instituts werfen dem Hamburger Senat vor, eine international anerkannte Einrichtung „auszutrocknen“ und kritische Wissenschaft gezielt abzubauen.
Besonders dringend rufen die Wissenschaftler*innen die Öffentlichkeit dazu auf, die Petition zum Erhalt des ZeDiSplus zu unterzeichnen:
Disability Studies bedroht: Kritisch-emanzipatorische Wissenschaft schützen und stärken! | WeAct
Das ZeDiSplus gilt seit 20 Jahren als einzigartiger akademischer Ort, an dem behinderte Wissenschaftler*innen selbstbestimmt forschen und lehren. Mit der Schließung verliere Hamburg den einzigen institutionellen Raum, in dem behinderte Menschen in der Wissenschaft echte Entscheidungsmacht besitzen.
Die Begründung des Senats, die Lehre solle später „neu strukturiert“ an der HAW stattfinden, sei unglaubwürdig – es gebe weder Konzept noch Finanzierung für die Jahre bis 2028. Die Mitarbeitenden sprechen von einer „faktischen Stilllegung“ unter dem Deckmantel von Reformen.
Auch die Hamburger Landesarbeitsgemeinschaft für behinderte Menschen (LAG) positioniert sich deutlich gegen die geplante Beendigung der Förderung. In einem Schreiben an die Wissenschaftsbehörde warnt sie davor, dass mit dem ZeDiSplus ein zentraler Ort kritisch-emanzipatorischer Wissenschaft verloren gehe, der die Peer-Perspektive behinderter Menschen im akademisch-politischen Kontext absichere. Gerade in einer für die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention kritischen Phase brauche es solche Räume dringend. Die LAG befürchtet eine Schwächung demokratischer Diskurse, da Stimmen von Selbstvertretung und Erfahrung behinderter Menschen marginalisiert würden, und fordert den Hamburger Senat auf, seiner Verantwortung gerecht zu werden und das ZeDiSplus zu erhalten
Die Mitarbeitenden warnen zudem vor einem Muster: Bereits 2024 wurden andere kritische Forschungsbereiche in Hamburg geschlossen. Die Entscheidung sei ein Rückschritt für Menschenrechte und Wissenschaftsfreiheit, besonders angesichts aktueller Debatten über Ableismus, Inklusion und historische Verantwortung.
Sie fordern einen sofortigen Stopp der Schließung, eine dauerhafte Finanzierung des ZeDiSplus sowie echte Beteiligung behinderter Wissenschaftler*innen an allen Entscheidungen.
Ansprechpartner
Melanie Wölwer
Pressesprecherin

