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Offener Brief an RTL

Sehr geehrter Herr Hoffmann,

kein Format, das bei einem privaten Fernsehsender in Deutschland ausgestrahlt wird, ist für blinde und sehbehinderte Zuschauer zugänglich! Dies macht mich als Betroffene traurig, denn die Teilhabe am kulturellen Leben ist ein Recht, das niemandem verwehrt bleiben darf. Ich selbst durfte im letzten Jahr die wunderbare Erfahrung machen, als erste blinde Künstlerin bei der Tanzshow Let´s Dance teilzunehmen. Deshalb setze ich mich in meiner Online-Petition bei Change.org dafür ein, dass die Show zukünftig mit einer Bildbeschreibung, also einer Audiodeskription (AD), ausgestrahlt wird.

Als Reaktion auf die Petition hat Ihr Sender mir und allen Betroffenen mitgeteilt, dass eine Realisierung dieses Services „einen zusätzlichen finanziellen, technischen und administrativen Aufwand“ darstellt, der sich in Ihrem Hause „derzeit leider nicht darstellen lässt“. Mit dieser Antwort kann ich mich nicht zufrieden geben. Denn sie stellt eine Ausgrenzung aller Menschen mit einer Sehbehinderung dar.

Ich fordere Sie als eine der führenden Sendeanstalten im Deutschen Fernsehen auf, ein Zeichen für mehr Barrierefreiheit zu setzen. Hierfür haben der Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg e.V. und ich folgenden Lösungsvorschlag erarbeitet:

Parallel zur Ausstrahlung der Sendung im Fernsehen wird RTL als Zwischenlösung für blinde und sehbehinderte Zuschauer ab 2014 die jeweilige Folge online mit einem Live-Kommentar in der Mediathek zur Verfügung stellen.

Dieses Verfahren ist bei der Sport-Berichterstattung seit Jahren Standard und sollte sich mit vergleichbar geringeren Mitteln realisieren lassen, als eine AD im Fernsehen. Dies kann aus unserer Sicht jedoch nur ein erster, vorläufiger Schritt sein. Ziel muss eine AD-Fassung im TV sein, damit wirklich alle blinden und sehbehinderten Menschen Zugang bekommen - nicht nur diejenigen mit PC und Internet. Eine Hörfilmproduktion kostet für 90 Minuten gerade einmal 5.000 Euro.

Bitte prüfen Sie die Möglichkeit, auf diese Weise ein Bekenntnis für mehr Barrierefreiheit im Deutschen Privatfernsehen zu setzen und zeigen Sie als Marktführer, dass Teilhabe nicht nur eine leere Phrase ist.

Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn wir gemeinsam in der Finalshow am kommenden Freitag, den 31. Mai 2013 verkünden könnten, dass blinde und sehbehinderte Menschen ab 2014 dieses wunderbare Format miterleben können.
Um eine Antwort wird gebeten bis zum 29. Mai 2013 an die Mailadresse presse@bsvh.org.

Mit freundlichen Grüßen
Joana Zimmer

Ansprechpartner

Melanie Wölwer

Pressesprecherin

(040) 209 404 29
(0151) 297 000 13
m.woelwer@bsvh.org

Porträtbild von Melanie Wölwer

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